Herzlich willkommen auf dem Keudelstein!
herzlich heiße ich Sie auf der Website des ehemaligen Rittergutes Keudelstein willkommen! Die Spurensuche, die Sie zu diesem Internetprojekt geführt hat, wird gewiss sehr verschiedene Beweggründe haben, doch verbindet alle Besucher zweifelsohne eine tiefe Faszination für dieses Kleinod der Eichsfelder Geschichte.
Bis in die 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts lag zwischen den grünen Bergen des Südeichsfeldes, in schönster Einsamkeit, das alte Rittergut Keudelstein. Geschützt und in vollkommener Idylle ruhte das Gut am Fuße der 484 m hohen Keudelskuppe. Nur aus der Ferne hallten von Zeit zu Zeit die Glocken des Hülfensberges durch die stille Luft.
Von ca. 1583-1669 wurde das Gut etappenweise auf den Resten der Wüstung Kubsdorf erbaut und entwickelte sich zum Stammsitz der adligen Familie von Keudel (mit der Linie Keudel zum Keudelstein), die ihre Herrschaft vor allem im hessischen Schwebda und den angrenzenden Gebieten ausübte. Die Mitglieder dieser weit verzweigten Landadelsfamilie erwiesen sich als strenge Feudalherren, was nachweislich zu langanhaltenden Spannungen zwischen denen von Keudel und dem unterdrückten Volk führte. Im Bezug auf den Keudelstein ist hier besonders das im Südeichsfeld gelegene Gutsdorf Hildebrandshausen zu nennen. Über viele Jahrhunderte standen die Einwohner unter weitgehender ökonomischer Abhängigkeit von der Gutsherrschaft des Keudelsteins und litten unter den fortwährenden Dienstpflichten und -forderungen.
Im Laufe seiner Existenz durchlebte das Anwesen viele wechselvolle Jahre in kriegerischen und friedlichen Zeiten und blieb während dieser Zeit stets im Besitz der Familie von Keudel. Erst mit Walrab von Keudel, der am 9. Juni 1792 unverheiratet starb (und mit ihm die Linie Keudel zum Keudelstein), endete dieser Besitz.
Der Keudelstein wurde nun von Mainz mit dem Bischofstein (bei Lengenfeld unterm Stein) vereinigt und nicht an die verwandten Keudel aus dem hessischen Schwebda gegeben.
Seit Beginn des 19. Jahrhunderts, mit der Zugehörigkeit des Eichsfeldes zu Preußen, wechselte der Keudelstein mehrmals seinen Besitzer und wurde von nun an als eigenständiges Landgut bewirtschaftet.
Mit der Teilung Deutschlands am Ende des 2. Weltkrieges, nahezu 300 Jahre nach der Erbauung des Keudelsteins, verschlechterte sich die Situation des Gutes zunehmend. Bereits 1948 wurde damit begonnen, große Teile des prachtvollen Herrenhauses abzutragen, da die Gemäuer zur "Baustoffgewinnung" freigegeben wurden. Zu diesem Zeitpunkt waren die letzten Eigentümer bereits enteignet und Neubauern auf dem Keudelstein eingezogen. Von nun an war das ehemalige Rittergut dem Verfall preisgegeben.
Da der Keudelstein nun direkt an der deutsch-deutschen Grenze lag, rückte das Anwesen in das Visier des DDR-Grenzschutzes, der hier einen Unterschlupf für "Republikflüchtlinge" fürchtete. So war es nur noch eine Frage der Zeit, bis das gesamte Gut vom Erdboden verschwunden sein sollte, was durch sukzessive Abrissmaßnahmen von ca. 1965-1978 geschah.
Wer das Gelände des Keudelsteins heute besucht, ahnt nichts vom Glanz dieses einst so prachtvollen Bauwerkes. Nur wenige Trümmer sprechen als steinerne Zeugen von einer längst vergangenen Zeit, während vom Hülfensberg einige Liedzeilen deutlich herüberwehen: "Die Reichen müssen gehen - ihr Gut verweht im Wind."
Es ist deshalb das Anliegen dieser Internetpräsenz, die Erinnerung an den Keudelstein in Wort und Bild für kommende Generationen zu erhalten und einen Beitrag zur eichsfeldischen Heimatkunde und Geschichtsaufarbeitung zu leisten. Die Entwicklung des adeligen Geschlechtes von Keudel hingegen wurde zu Beginn des Jahres 2010 im Rahmen einer gesonderten Publikation ausführlich dargestellt und soll deshalb nicht näher auf dieser Seite behandelt werden.
Recht herzlich lade ich Sie nun zu einer Reise in die Vergangenheit ein, in der das Gut Keudelstein noch einmal für Sie zum Leben erwachen wird ...
Oliver Krebs
Lengenfeld unterm Stein im Südeichsfeld