Die Eigentümer des Keudelsteins von 1792-1945

Walrab von Keudel (bis 1792)
Der Keudelstein war nach dem Tod des Heinrich-Walrab von Keudell am 9. Juni 1792 als „erledigtes Lehen“ an das Erzbistum Mainz zurückgefallen. „Das Erzstift Mainz nahm am 13. Juni 1792 den Keudelstein in Besitz. Im Jahr 1796 besaß ihn der Kurfürstlich Mainzische General v. Pfirdt zu Mainz. Sein Administrator war G. Schrant zu Heiligenstadt. Pächter waren zuerst Löffler und Reinhard.

Die preußischen Jahre
Mainz besaß den Keudelstein bis zum Jahr 1803, dem Jahr der Säkularisation, als die geistlichen Fürstentümer aufgehoben und auch das Eichsfeld preußisch wurde. Während das von keudellsche Gut in Grebendorf in 1792 ebenfalls als „erledigtes Lehen“ durch den Tod des Walrab von Keudell an Hessen zurückfiel, dieses als landgräflich-hessische Domäne weitergeführt wurde, war nun das Rittergut Keudelstein eine preußische Staatsdomäne geworden, so wie im gleichen Jahr auch das Gut Greifenstein zwischen Großtöpfer und Kella. Wer in den drei „preußischen Jahren“ von 1803 - 1806 die Staatsdomäne bewirtschaftete, ist bis heute nicht bekannt.

Die französische Zeit und Carl Löffler
Während der „französischen Zeit“ von 1806-1813 gehörte auch das Eichsfeld von 1807 - 1813 zum „Königreich Westphalen" unter König Jerome, einem Bruder Napoleons 1. Im Jahr 1808 gab es eine Belehnung: „Erhebung des Staatsrats und Generalintendanten La Fleche in den Adelstand unter dem Namen „von Keudelstein“ und Belehnung mit dem Gut Keudelstein.

Im Jahr 1810 hatte der neue „Herr von Keudelstein“ das Gut verpachtet: „Pachtvertrag zwischen dem Herren von Keudelstein und dem Wundarzt und Pächter Carl Löffler. Ob es der bereits oben erwähnte Löffler war?

Johann Wilhelm L’Estoque (L'Estoig)
Ab 1813 war Preußen wieder im Besitz des alten Lehngutes. Es ist zu vermuten, dass die preußische Domänenverwaltung den Keudelstein zuerst den Brüdern L'Estoque aus dem Mecklenburgischen als Mannlehen übergab, denn im Jahr 1823 wurde der Rittmeister Johann Wilhelm L'Estoque alleiniger Besitzer:

„An den Rittmeister Joh. Wilh. v. L'Estoig zu Keudelstein“

Durch Kabinettsorder vom 23. 10. 1823 ist die Allodiflkation der Ihnen u. Ihrem Bruder d. Großherzoglich Mecklenburgischen Hofmarschalls v. L’Estoig verliehenen Mannlehngütern Keudelstein u. Hildebrandshausen gegen eine zu ermittelnde an Königliche Majestät jährlich zu zahlende Allo-difikationsrente von dem Könige, Majestät genehmigt worden. Als nunmehr alleiniger Besitzer haben Sie den Besitz und Einkommen festzustellen u. am 23. Jan. um 10 Uhr vormittags in Halberstadt beim Oberlandesgericht anzugeben“. „Der Besitzer des Keudelsteins V Estoque vertrank hier und verspielte fast sein ganzes Gut mitsamt der Plesse. So verkaufte er auch zum Beispiel um 1839 das Keudelhaus in Hildebrandshausen, welches dann 1869 zur Pfarrei eingerichtet wurde. In 1839 wurden durch ihn auch ein großer Teil der Ländereien und Waldungen (das Junkerholz) an die Gemeinde Hildebrandshausen verkauft. Damals gehörten zum Hof auch eine Schäferei und eine Ziegelei.“

Familie Martin aus Geismar
Es folgten nun drei Generationen der Familie Martin aus Geismar auf dem Keudelstein. Am 17. Januar 1839 verkaufte L'Estoque den Keudelstein für 39.700 Taler an Heinrich Lorenz, dem Besitzer des Gutshofes (Meierei) in Geismar. Mitbesitzer wurde Christoph Martin, ebenfalls aus Geismar. L'Estoque hatte bereits seit dem 1. März 1832 den Keudelstein an den Landwirt Georg Martin verpachtet, und die beiden neuen Besitzer Heinrich Lorenz und Christoph Martin hielten diesen Pachtvertrag ab 1839 bis zum Februar 1844 aufrecht. „ Von 1844 wurde das Gut von Chr. Martin und H. Lorenz gemeinschaftlich bewirtschaftet. Heinrich Lorenz übergab am 1. Febr. 1847 seinen Gutsanteil seinem Sohn Joh. Lorenz. Am 22.2.1862 kaufte Christoph Martin den Lorenz’schen Anteil. Christoph Martin war alleiniger Besitzer geworden.

Christoph Martin verstarb im Jahr 1869. Er wurde auf dem Hülfensberg bestattet. Auf seinem Grabstein steht: „Betet für den hier ruhenden Rittergutsbesitzer Christoph Martin.“

Bischof Dr. Konrad Martin kommt 1869 anlässlich des Sterbefalles seines Bruders auf den Keudelstein und weiht im Nachbardorf Hildebrandshausen die neue Kirche.

Als Christoph Martin 1869 verstarb, erbte sein Sohn Konrad Martin (I) das Gut. Konrad Martin (I) verpachtete den Keudelstein bis 1871 an Konrad Höppner aus Katharinenberg und übernahm dann wieder selbst die Bewirtschaftung. In Erinnerung an seinen Onkel, den Bischof Konrad Martin, errichtete er im Jahr 1888 auf der Anhöhe zur Keudelskuppe hin eine kleine Gedenkstätte, die mit der Familie und seiner Freundschaft festlich und vergnügt eingeweiht wurde. Unter einem Baum, mit Blick zum Keudelstein und Hülfensberg war eine Bank aufgestellt und an dem Baum ein Schild befestigt worden mit der Aufschrift: „Konrads Ruh". Als Konrad Martin (I) im Jahr 1899 gestorben war, übernahm sein Sohn Konrad Martin (II) den Keudelstein.

Alexander von Keudell, von 1901-1939
Konrad Martin ( II ) verkaufte das „Martin’sche Rittergut Keudelstein dann im Jahr 1901 an Alexander von Keudell aus Schwebda für 210.000 Reichsmark. Zu diesem Kauf ist sicher auch Geld aus Kassel geflossen, denn den Keudelstein zu erwerben und drei Jahre später Schloss Wolfsbrunnen zu errichten, hätte sicher die finanziellen Möglichkeiten eines Landadeligen überfordert. Nach 1901 wurden umfangreiche Um-, Neu- und Anbauten errichtet. Das alte Rittergut Keudelstein entwickelte sich zu einem Mustergut, welches oft besichtigt wurde. Da Alexander von Keudell Landrat des Kreises Eschwege in Hessen war, durfte er nicht in dem benachbarten Kreis Heiligenstadt in Thüringen auf seinem Gut wohnen. Der Betrieb wurde verpachtet. Das schmälerte aber nicht den Einfluss des Besitzers.

Walrab von Keudell, von 1939-1945
Als Alexander von Keudell am 24. Juni 1939 verstarb, war das Erbe wie folgt geregelt: Das Gut Keudelstein erbte nicht sein Sohn Rudolf, sondern dessen ältester Sohn Walrab von Keudell (1920 -1953). Walrabs um ein Jahr jüngerer Bruder Botho (1921 - 1942) stand damit nach seinem Vater Rudolf in der Erbfolge der Güter von Schwebda und dem Vorwerk Greifenstein zwischen Kella und Großtöpfer. So hatte die Familie von Keudell aus Schwebda wieder Standbeine in Thüringen. Ein alter historischer Kreis ließ sich anscheinend schließen. Alexander von Keudell konnte aber nicht ahnen, dass beide Enkelsöhne vor dem Vater Rudolf von Keudell sterben würden. Botho fiel im 2. Weltkrieg 1942 in Russland, und Walrab wurde in 1953 auf dem Feld vom Blitz erschlagen.

Der 2. Weltkrieg und in der Folge die deutsche Teilung setzten dann endgültige Zäsuren.

Erwin Heuckeroth