Aus Bischof Konrad Martins Zeit

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Von Adam Richwien

Als Bischof Konrad Martin, des Eichsfelds groĂźer Sohn,
in Paderborn regierte, wohl auf dem Bischofsthron,
auf Eichsfelds Heiligtume, da war er oft zu Gast
und hielt auf Keudelsteine wohl dann auch gerne Rast.
In Wald gebettet lieget das Gut im WiesengrĂĽn.
Wohl manchen Waller sah es zum Hülfensberge zieh’n.
Und oftmals wohl von dorten zu ihm herĂĽberdrang
des Wallfahrtskirchleins milder, andächt’ger Glockenglang.

Einst hatten Eichsfeldskinder den Keudelwald gestreift,
gespäht, was Sonnenglühen für ihren Mund gereift.
Sie fanden Heidelbeeren, gereift im Sonnenbrand,
die pflückten sie ins Körbchen mit flinker Kinderhand.
Sie schwärzten mit dem Safte der Beer’n das Angesicht,
alsdann sie lustig sangen: „Sind wir nun Mohren nicht?“
So zogen sie die StraĂźe im frohen Ăśbermut
vorbei am Keudelsteine, dem alten Rittergut.

Sie trugen ihre Körbchen gefüllt mir Beeren schwer,
da trat wohl aus dem Tore ein stattlich hoher Herr.
Da fuhr ein groĂźer Schrecken wohl in die Kinderschar,
weil dieser hohe Herre der Bischof Konrad war!
Mit schwarzer Teufelsfarbe gefärbt war ihre Haut,
darob mit groĂźem Schrecken die Schar den Bischof schaut.
Da schlägt in Angst und Kleinmut die frohe Stimmung um,
die Mohren, ach sie werden ganz kleinlaut, still und stumm.

Der Bischof da zum Segen die Hand erhoben hält,
darob die Schar der Mohren wohl auf die Knie fällt.
Die kleinen Teufel alle andächtig niederknien,
und vor dem heil’gen Zeichen kann keiner mehr entfliehn.
Aus teufelsschwarzem Antlitz die reine Unschuld blickt,
und keins der kleinen Herzen vorm Bischofssegen schrickt.
Und über Kinderhäupter da streicht er mild und leis:
„Nicht bange sein, ihr Mohren, denn euer Bischof weiß:

An solchen allerliebsten, so kecken Teufelein
wird eines Hirten Segen wohl nicht verloren sein.
Wohl ist nun euer Antlitz vom Saft der Beeren schwarz,
doch euer Herz ist reine, in weißer Unschuld lacht’s!“
Und wohlgemut nun ziehen die Teuflein ab im Trab
und waschen bald am Bache die Teufelsschwärze ab.
Und Angesicht und Herze, die strahlen beide rein,
denn keiner will nunmehro ein kleines Teuflein sein!

Und jeder legt am Abend sich auf die Lagerstatt
und freut sich, dass er jetzo des Bischofs Segen hat.
Lang ist die Zeit entronnen, nun seinen Enkelein
erzählt ein Greis Geschichten aus Bischof Konrads Zeit.
Und wenn von dem Bekenner den Namen einer nennt,
spricht er: „Auf meinem Haupte – da lagen seine Händ’!
Lang ruht der groĂźe Bischof im Grab im Hohen Dom,
und schnell die Tage rinnen im groĂźen Zeitenstrom.

Wer mir dies all erzählte? Es ist ein alter Greis,
der’s aus des Bischofs Zeiten und von sich selber weiß.
Eh nun dem alten Manne das Grabmal wird gemacht,
hab ich dies, sein Erinnern, noch zu Papier gebracht.

Adam Richwien
(Lengenfelder Heimatdichter, 1889-1928)