Der Bau Schloss Keudelsteins
(Eine Hildebrandshäuser Sage)

Von Friedrich Wilhelm Mosebach

Als die Hochburgen vom Adel verlassen wurden, verließen auch die Herren v. Keudell die Keudelburg oben auf der herrlichen Bergkuppe mit Blick ins prächtige Werratal, setzten auf Kubstedt einen Verwalter und wohnten auf Schwebda im Werratale. Nach langer Zeit erschien plötzlich Georg Sebastian v. Keudell aus Schwebda auf der Keudelsburg, um dieselbe umzubauen, wodurch das Wichtelvölkchen sehr in Aufregung geriet. Als der Morgen graute, kam das ganze Wichtelvölkchen zusammen und beriet, wie sie den Umbau verhindern könnten. Der Wichtelkönig kannte den gutmütigen Georg Sebastian, er sandte sein Völkchen ins unterirdische Berggewölbe und ließ die schwersten Goldbarren holen, dann trat er ins untere Burgzimmer und mit ihm die Klügsten seines Völkchens vor den Herrn v. Keudell, welcher eben seine Anweisungen erteilen wollte und sprach: „Lieber Herr Ritter! Mehr denn hundert Jahre wohnen wir in deiner Burg und schützen diese Stätte und deinen Wald, bitte lass uns hier weiter hausen und baue auf deiner Wüstung Kubstedt, wo nur veraltete Wohn- und Wirtschaftsgebäude stehen, ein neues Schloss! Die Mittel dazu soll dir mein Schatzmeister vorlegen.

Georg Sebastian überlegte schnell und sprach gutgelaunt: „Gern überlasse ich Euch diese hohe Stätte und dir zur Liebe baue ich auf Kubstedt“. Sowie der Herr v. Keudell die Worte ausgesprochen hatte, öffnete sich die Tür und der Wichtelschatzmeister mit 100 Wichtelmännern zerrten einen mächtigen herrlich glänzenden Goldbarren ins Zimmer. Darauf sagte der Wichtelkönig:

„Gelobt uns nun noch bei Eurer Ritterehre zu niemanden über dies Geschenk zu sprechen.“ Erstaunt und erfreut gelobte es Georg Sebastian und nahm dankbar Abschied vom Wichtelkönig und seinem Völkchen und zog fröhlich mit seinen Getreuen über Kubstedt, Wanfried nach Schwebda. Hierher ließ er tüchtige Baumeister und Steinmetzkünstler kommen, die den Plan ersannen und ausführten. Im Jahre 1669 wurde der gewaltige Bau „Schloss Keudelstein“ vollendet. Die Wichtelmänner aber gruben von der Burg zum Schlosse einen Gang, um Familie und Schloss zu beschützen und siehe, es ist beschützt gewesen bis zum heutigen Tage.

Friedrich Wilhelm Mosebach
(Bückeburg, um 1905)