Zeittafeln
Sachtexte & Aufsätze- Carl Duval
- Levin von Wintzingeroda-Knorr
- F. W. Mosebach
- Walter Rassow
- August Trinius
- Heinrich Lücke
- Aloys Höppner
- Anton Fick
- Lambert Rummel
- Manfred Lückert
- Dr. Thomas Wölker
- Bruno J. Hebestreit
- Heiligenstädter Zeitung
- Weitere Fundstellen
- Einleitung
- Adam Richwien (1)
- Adam Richwien (2)
- W. H. Röhrig
- Willibald Kullmann
- Anton Fick
- Rudolf Linge
- F. W. Mosebach (1)
- F. W. Mosebach (2)
Die Entwicklung des Gutes Keudelstein
- Eine Zeittafel -
1583
Auf einer alten Landkarte des Eichsfeldes von 1583 (Grenzregulierungskarte) erscheint am Fuße der Keudelskuppe ein Zimmerplatz mit mehreren Zimmerleuten, die Bauholz verarbeiten und das Vorwerk "Kubsdorf" der Familie von Keudel wieder aufbauen. Die Inschrift des Karten-Ausschnittes lautet: „Kubsted Keudels neuwes Vorwerks gebawet." Als Erbauer wird Bernd Keudel in den Urkunden genannt.
Allerdings zögerte sich dieser Neubau bis zum 30-jährigen Kriege hin. Im 30-jährigen Kriege selbst wird er wohl ganz eingestellt worden sein. Erst nach 1648 konnte die Errichtung des Vorwerkes vollendet werden.
1669
In diesem Jahr, aus dem auch das reich ausgestattete Portal stammt, wird das Vorwerk (mit neuem Herrenhaus) wieder von den Keudels bezogen. Als Erbauer werden nun Georg Sebastian v. Keudel aus Schwebda und Anna Elisabetha v. Lütter genannt (v. Lütter entammte einer wohlhabenden und kunstverständigen Familie Süddeutschlands).
1792
Die Linie "Keudel zum Keudelstein" endet mit dem Tod (Henrich) Walrabs von Keudel (unverheiratet, keine Nachkommen) am 9. Juni 1792. Das Lehen wird von Mainz mit Bischofstein vereinigt und nicht an die verwandten Keudel aus dem hessischen Schwebda gegeben.
Nach Aufzeichnungen der Schwebdaer Linie der Familie von Keudel besteht der Besitz aus dem 500 Morgen großen Gut Keudelstein nebst 1800 Morgen Wald, einem Wohnhaus in Hildebrandshausen und Ländereien in Lengenfeld, Geismar und Großtöpfer.
1802-1803
Nach der Okkupation Frankreichs kommt das Eichsfeld an das Königreich Preußen. Von da an wechselt der Keudelstein mehrmals seinen Besitzer. Einer davon, der Rittmeister L'Estocqe, verkauft die halbe Plesse und das frühere Junkerhaus, das Allodialgut, von Keudelstein genannt, an die Gemeinde Hildebrandshausen. Zum Gut Keudelstein gehörten damals eine Schäferei und eine Ziegelei.
1843
Es werden Verhandlungen zwischen der Gemeinde und den Herren von Keudel wegen Ankauf des Gutes durch die Gemeinde geführt. Der Plan wird jedoch durch die Gutsbesitzer Martin und Lorenz vereitelt. Aus dem königlichen Dispositionsfonds werden der Gemeinde 850 Rtl. zum Bau eines neuen Schulhauses zugewiesen.
1850
Die westlich gelegenen fiskalischen Waldgrundstücke werden gegen andere umgetauscht und in Ackerland verwandelt. Dadurch gewinnt das Gut viel an der freien Aussicht. Auch haben die letzten Besitzer die früher kaum passierbaren Wege chausseemäßig ausgebaut und zuvor sind Promenaden mit Erholungspunkten am Saume der Keudelskuppe angelegt worden, welche die romantische Gegend noch verschönern.
1860
Den Keudelstein selbst (das frühere Stammgut der Keudel) erwerben die Ganerben und Ökonomen Martin und Lorenz aus Geismar. 1861 übernimmt Christoph Martin das ganze Gut für 24 000 Taler allein und gibt ihm den Namen Beinamen "Konradsruhe" (der Bischof Konrad Martin weilt fast jedes Jahr einmal oder öfters auf dem Keudelstein). Christoph Martin und Sohn Konrad verwalten in dieser Zeit den Hof auf dem Keudelstein tatkräftig.
1862
Christoph Martins Bruder, Konrad, Bischof von Paderborn, weiht am 10. Oktober auf dem Keudelstein einen Saal des Nordflügels (im Herrenhaus) zu einer Kapelle ein.
1867
"Es wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß das Rittergut Keudelstein aus dem Gemeinde-Verbande von Döringsdorf, Kreis Heiligenstadt, zu welchem dasselbe bisher gehört hat, ausgeschieden ist und nunmehr einen selbstständigen Gutsbezirk bildet. Erfurt, den 6ten April 1867. Königl. Regierung, Abtheilung des Innern"
Quelle: Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Erfurt. Stück 15, Erfurt, den 13ten April 1867
1869
Tod des Gutsbesitzers Christoph Martin, der auf dem Keudelstein verstarb und auf dem Hülfensberg beerdigt wurde. Sein Sohn Konrad Martin (ein Neffe des Bischofs) übernimmt den Gutshof. Bischof Dr. Konrad Martin kommt 1869 anlässlich des Sterbefalles seines Bruders Christoph auf den Keudelstein und weiht im Nachbardorf Hildebrandshausen die neue Kirche. Zusatz von Bruno J. Hebestreit:
"Im Jahre 1999 wurde die Grabstätte von Christoph Martin auf dem Hülfensberg durch Kirchenmaler und Restaurator Walter Kruse, Kreuzebra, einer umfassenden Restauration unterzogen. Nach Abstimmung mit dem Denkmalamt des Landkreises Eichsfeld wurde die stark verwitterte Inschrift des Grabsteines im Jahre 2002 in Urfassung durch die Eichsfeld Werkstätten auf einer Edelstahltafel dargestellt und der Ruhestätte als Erklärungshinweis beigefügt."
1871-1878
Im Kulturkampf, einer Auseinandersetzung zwischen der katholischen Kirche unter Papst Pius IX. und dem Königreich Preußen (bzw. dem kaiserlichen Deutschen Reich unter Reichskanzler Otto von Bismarck), finden die Patres vom Hülfensberg Zuflucht auf dem Keudelstein. Noch heute hat sich die Legende erhalten, dass sich zeitweilig auch der Bischof Konrad Martin selbst auf dem Keudelstein versteckt hielt. Eine Episode besagt sogar, dass er in Arbeitskleidung seinen Häschern am Keudelstein begegnete und ihnen zum Verbleib des gesuchten Bischofs Auskunft gab, woraufhin die Verfolger weitereilten.
1901
Landrat Alexander von Keudell aus Eschwege erwirbt das Gut seiner Vorfahren für 210 000 Mark. Nach dem Erwerb des Keudelsteins lässt Landrat von Keudell mehrere Stallungen bauen und erweitert den Gutshof dadurch beträchtlich. Auch der Küchenbau, der an das Herrenhaus angegliedert wurde, wird erst in dieser Zeit errichtet.
1910
Am 01.12. zählt das Gut 48 Einwohner. Wenige Jahre zuvor wird die Einwohnerzahl mit 51 angegeben.
1945
In Durchführung des Potsdamer Abkommens wird im Herbst 1945 die Bodenreform durchgeführt. Auch das Gut Keudelstein fällt unter die Bodenreform. Der letzte Besitzer, Alexander von Keudell, wird enteignet. Sein Gutsbetrieb umfasst zu diesem Zeitpunkt noch eine Fläche von 213 ha. Die in der Flur der Gemeinde liegenden 16,9 ha Acker und Weiden des ehemaligen Rittergutes Keudelstein werden an landarme Bauern verteilt.
Am 08.11.1945 ziehen Umsiedler und Neubauern auf dem Keudelstein ein. Der letzte Pächter bis zu diesem Zeitpunkt ist Herr Rhode.
1948
Am 2. Juni wird das 3-stöckige Herrenhaus des Gutes Keudelstein abgebrochen. Nur das Erdgeschoss und die Kellergewölbe des Gebäudes bleiben erhalten. Zuvor war der Keudelstein auf die berüchtigte Liste der Schlösser gekommen, die zum Zweck der Baustoffgewinnung abgerissen werden durften.
1952
Die Prozession der Lengenfelder Pilger zum Hülfensberg führt noch bis zu diesem Jahre am Keudelstein vorbei.
1965
Bereits 1964 hatte der Rat des Kreises Heiligenstadt aus den bereits bekannten Gründen beschlossen, die Gebäude vom Keudelstein zu beseitigen. Die Siedlung muss also Mitte der sechziger Jahre vermutlich schon verlassen gewesen sein. Die Wirtschaftsflächen waren zunächst von der VEG Großtöpfer, anschließend der LPG Hildebrandshausen genutzt worden. Aus dem ehemaligen Gut Keudelstein kommen im Jahr 1965 50 ha (landwirtschaftliche Nutzfläche) an die Gemeinde Hildebrandshausen hinzu und auch die Gebäude des ehemaligen Gutes Keudelstein werden seit 1965 von der dortigen LPG genutzt.
1978
Da die Grenztruppenführung befürchtet, dass in den Resten des Gutshofes Republikflüchtlinge Unterschlupf finden könnten, wird der Befehl zum vollständigen Abriss gegeben. Betroffen sind das Forstgehöft Keudelstein, zwei LPG-Hauswirtschaften mit Nebengebäuden sowie das ehemalige Herrenhaus Keudelstein mit Lagergebäuden. Die beiden Portalfiguren des Herrenhauses können durch zwei beherzte Männer aus dem Schutt gerettet werden und befinden sich heute an der Marienkirche in Heiligenstadt.
1990
Seit der Wiedervereinigung Deutschlands führt der Prozessionsweg zum Hülfensberg die Pilger wieder am ehemaligen Gutsgelände vorbei.
1990-2006
Die Agrargenossenschaft Lengenfeld unterm Stein eG (Werkstatt Hildebrandshausen) nutzt das ehemalige Gutsgelände.
2007 (Frühjahr)
Dr. Christian Wehenkel aus Lengenfeld unterm Stein erwirbt das ehemalige Gutsgelände mit einer Gesamtfläche von 10685 m² und legt einen neuen Teich an, der, als Biotop, das ehemalige Gutsgelände bereichern soll.
2007 (Sommer)
Gut Keudelstein erhält eine eigene Internetpräsenz und wird wenig später in der Presse thematisiert. Dadurch werden bei vielen älteren Menschen des Südeichsfeldes Erinnerungen an den Keudelstein wachgerufen. Junge Menschen, die sich zum ersten Mal mit der Thematik beschäftigen, bekunden ihr Unverständnis angesichts der völligen Zerstörung des Gutes.