Dem Erdboden gleichgemacht

Unveröffentlichte Fotos und Dokumente in neuem Buch über das ehemalige Gut Keudelstein

Reiner Schmalzl

Von Reiner Schmalzl

Mit der Geschichte des ehemaligen Rittergutes Keudelstein oberhalb von Döringsdorf befasst sich eine neue Publikation, die der Museumsverein Schwebda Ende März herausgeben will. Autor Erwin Heuckeroth stellt darin zahlreiche bislang unveröffentlichte Fotos, Urkunden und Karten vor.

DÖRINGSDORF
Als Beitrag zur Heimatgeschichte der thüringisch-hessischen Region sieht der Museumsverein Schwebda 1989 (Werra-Meißner-Kreis) sein soeben fertiggestelltes Buch „Das Rittergut Keudelstein im Eichsfeld/Thüringen“. Der Verfasser und Museumsleiter Erwin Heuckeroth gab der 142 Seiten umfassenden Publikation den Untertitel „Die Geschichte eines Mainzer Lehngutes im thüringisch-hessischen Grenzbereich mit den Verbindungen zu Schwebda“. Diese enthält 75 bisher zum Teil unveröffentlichte Fotos, Urkunden und Karten. Reflektiert wird die Geschichte von 1271 bis in die heutigen Tage.

Das Rittergut Keudelstein lag dicht an der thüringisch-hessischen Landesgrenze in der Nähe des Hülfensberges unter der Keudelskuppe. Mit diesem Gut waren Zweige der Schwebdaer von Keudel durch die Mainzer Erzbischöfe bis zum Jahr 1792belehnt. Im Jahr 1901 kauften die Schwebdaer von Keudel das Rittergut zurück und besaßen es bis zur Enteignung 1945. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Keudelstein in drei verschiedenen Etappen dann dem Erdboden gleichgemacht. Die Nachkriegsentwicklung des Gutes Keudelstein verlief analog den meisten anderen Gutsanwesen an der innerdeutschen Grenze: Enteignung, Bodenreform, Aufteilung der Ländereien an Neusiedler. Auch dieses Vorhaben war wegen der Nähe zur Grenze nur von kurzer Dauer, 1965 wurden Gutshaus, Siedlungshäuser, Forsthaus, Ställe und Scheunen im Zuge von Grenzsicherungsmaßnahmen abgerissen.

Die Ländereien wurden zunächst vom staatlichen Gut Großtöpfer und danach von der LPG Hildebrandshausen bewirtschaftet. Nur zwei Steinfiguren wurden bei dem Abbruch gerettet und stehen heute am oberen Eingang zum ehemaligen Jesuitenkolleg unweit des Südportals von St. Marien in Heiligenstadt. Das Buch des Museumsvereins Schwebda zum Keudelstein ist ab Ende März zum Preis von neun Euro im Buchhandel erhältlich.

Dem Kleinod der Eichsfelder Kulturgeschichte haben drei Studenten aus Lengenfeld/Stein seit dem vorigen Herbst ein eigenes Internetportal gewidmet (TA berichtete). Anliegen ist es, die Erinnerung an den Keudelstein in Text und Bild für jetzige und kommende Generationen zu erhalten sowie einen Beitrag zur eichsfeldischen Heimatkunde und Geschichtsaufarbeitung zu leisten.

Reiner Schmalzl
(in: Thüringer Allgemeine, Ausgabe vom 20./21.03.2008)